Need for Speed Undergound 2

Need for Speed Undergound 2

Es ist das Jahr 2003. Zwei Jahre sind vergangen, seit The Fast and the Furious im Kino ein großer kommerzieller Erfolg war und EA veröffentlicht mit Need for Speed Underground eine Abwandlung seiner Need for Speed Reihe, die die Ästhetik dieses Films aufgreift und als Computerspiel erlebbar macht. Seinerzeit war das ein großer Hit. Ich erinnere mich an lange Abende im Mehrspielermodus auf der Playstation 2. Aber wie ist das Spiel gealtert? Zeit, es noch malrauszukramen.

Das Konzept der Need for Speed-Spiele war schon immer, dass nicht auf speziellen Rennstrecken gefahren wird, sondern die Kurse den Anschein erwecken, das es öffentliche Straßen sind. Wo man jedoch in den Need for Speed Spielen zuvor in eines von mehreren Luxusautos steigen konnte, wählt man hier zu Beginn des Spiels einen Kleinwagen oder eine Familienkutsche und fährt durch die nächtliche fiktive Stadt Bayview. Es regnet und an allen Ecken sind Neonleuchten und sich in den Pfützen spiegelnde Lichter.

Die Stadt ist frei befahrbar. Dies ist die große Neuerung des zweiten Teils. Wo man im ersten Teil die einzelnen Rennen aus einem Menü ansteuerte, fährt man hier zu auf der Karte markierten Punkten um Rennen zu starten oder in einen Tuningshop um einen besseren Motor einzubauen oder das Äußere des Autos zu "verschönern".

Wobei verschönern hier meint jede Menge Spoiler, übergroße Felgen, Aufkleber, Soundanlagen und tiefergelegte Fahrsätze zu kaufen. Je mehr dieser Teile verbaut sind, desto höher steigt das visuelle Ranking und damit die Chance einen Fototermin für ein Automagazincover zu ergattern.

Und, ob boy, macht das Spiel auch heute im Jahr 2024 noch Laune. Der Soundtrack besteht zu weiten Teilen aus early-00 Nu Metal, aufgelockert von einigen Hip-Hop-Tracks.

Hat das eigene Auto die ersten Upgrades bekommen, röhrt beim Gasgeben der Sportauspuff, beim Beschleunigen wackelt der Bildschirm und die Umgebung wird unscharf. Das Geschwindigkeitsgefühl ist überragend. Dabei gilt es dem Gegenverkehr auszuweichen, den Konkurrenten den Überholweg abzuscheiden und in bester Mariokart-Manier auf den Strecken jede Menge Abkürzungen zu finden. Geht etwas schief, ist das nicht so schlimm. Die Autos haben kein Schadensmodell. Den Bordstein oder eine Mauer mitzunehmen ist nicht schlimm, außer ein paar Funken sieht man nichts. Trifft man eines der entgegenkommenden Autos, wechselt die Kamera in eine Kinoperspektive und der Unfall wird in Slow Motion abgespielt, aber danach geht es weiter, als sei nichts gewesen. Zumindest in den Rundkursen hat man in der Regel auch ausreichend Zeit, die Gummiband-KI wieder einzuholen. Ist man vorne, kleben einem die Gegner im Nacken, liegt man zurück, fahren alle etwas langsamer. Das ist aber nicht unangenehm, sondern erhöht den Adrenalinfaktor ungemein.

Neben den Straßenrennen auf Rundkursen gibt es noch spezielle sog. Street-X-Rennen auf Pisten, die an Gokart-Bahnen erinnern. Auf diesen wird auch ein spezieller Rennmodus ausgetragen, in dem es darum geht, möglichst spektakulär zu driften, also um die Kurven zu rutschen. Je schneller und weiter man schlittert, desto mehr Punkte gibt es. Bei Kontakt zu den ebenfalls auf der Strecke fahrenden Gegnern oder bei Berührung der Bande zählt der aktuelle Drift nicht.

Das eigentliche Highlight der Rennmodi sind jedoch die Drag-Rennen. Hier wird manuell geschaltet, kein Automatikgetriebe wie in den anderen Modi. Es geht auf einer Strecke ohne Kurven von Punkt A zu Punkt B. Das bereits beschriebene unscharf werden der Umgebung ist hier nochmal gesteigert. Mit einen Druck nach links oder rechts wird die Fahrbahn gewechselt und damit versucht, dem Gegenverkehr auszuweichen und zu überholen. Oft gilt es einfach auf gut Glück fahren. Adrenalin pur.

Aus moralischer Perspektive klingt das alles hoch verwerflich. Illegale Straßenrennen auf öffentlichen Straßen sind nun wirklich nichts Harmloses. Im Spiel wird besonders riskantes Fahren belohnt, denn unter anderen wird dadurch die Lachgaseinspritzung aufgefüllt. Es funktioniert also wie ein Power-Up. Der ganze Look des Spiels ist comichaft. Die Geschichte selbst wird sogar in Comicpanels erzählt. Die Strecken sind durch übergroße Neonbanden mit Pfeilen, die die Richtung anzeigen, begrenzt. Es wird an jeder Stelle deutlich, dass hier nicht die Realität abgebildet wird.

Zusammenfassen lässt sich Need for Speed Underground 2 als ein Mariokart mit Open-World im The Fast and the Furious-Look beschreiben. Auch nach 20 Jahren bleibt es eines der besten und spaßigsten Rennspiele, die es gibt. Leider ist es fach unmöglich, es auf einem modernen Mac zum Laufen zu bekommen, auch auf modernen Konsolen wurde das Spiel nicht neu veröffentlicht. Die beste Möglichkeit für mich ist es, das Spiel mit dem Gamecube-Emulator Dolphin zu spielen. Mein MacBook 12 von 2017 bekommt es in angenehmer Geschwindigkeit emuliert und die Steuerung per Tastatur unterwegs und mit dem Gamepad daheim klappt bestens. Da es sehr arcadig ist, bracht es keine allzu präzise Steuerung.

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