Succession - Jesse Armstrong

Succession - Jesse Armstrong

Es ist die Hype-Serie der letzten Zeit. Von einigen wird sie in einer Reihe mit den Sopranos oder Breaking Bad genannt. Die Rede ist von Succession, einer HBO-Serie in 4 Staffeln um die Besitzerfamilie des fiktiven Medienunternehmens Waystar Royco. Parallelen zu den realen Medientycoonen Rupert Murdoch und Robert Maxwell sind jedoch naheliegend. Succession spielt also im Milieu der Superreichen, einer Personengruppe, die in letzter Zeit immer öfter auf der Leinwand, dem Fernseher und dem Bingelaptop zu sehen ist. Triangle of Sadness, Parasite, White Lotus, Élite - Serien und Filme um Personen aus der Upper Class sind in Mode.

Die Handlung dreht sich um den alternden Patriarchen Logan Roy und dessen Kinder, die sich um seine Nachfolge streiten. Garniert wird dies mit allem, was das Dramahandbuch herzugeben hat; Eine Stiefmutter, die im Testament begünstigt werden soll. Einem entfernten Bruder, der Firmenanteile besitzt sowie dessen Sohn. Dazu kommt noch die Managerebene, die natürlich bei einer Firmennachfolge auch versucht ihre Posten zu sichern. Diese vielfältigen Personenkonstellationen sollten genug Stoff für genug Geschichten um Konflikte, Bündnisse und Intrigen bieten, um mehrere Staffeln mit einstündigen Episoden zu füllen.

Leider gelingt es Succession nicht, sein Potenzial richtig auszuschöpfen. In der ersten Staffel ist die Serie noch wirklich mitreißend. Die Kulissen und Drehorte sind grandios und entsprechen dem allgemein bekannten Bild von Superreichtum. Privatjets, Straßenschluchten von New York aus der Perspektive des Rücksitzes einer Luxuslimusine, Helikopteraussflüge zum Landsitz in den Hamptons. Um die Protagonisten immer eine Armee von Bediensteten, die das Firmentelefon reichen oder wenn sich einer der Protagonisten öffentlich daneben benimmt, auch mal mit einem vorgefertigten NDA-Vertrag und ausreichend Schweigegeld für eventuelle Zeugen bereitstehen. Die andauernden Konflikte verlaufen dann immer nach dem gleichen Schema. Unter irgendeinem Vorwand versammeln sich alle Akteure an einem Ort. Das kann die Hochzeit in einem Schloss in Italien oder England sein. Der Familiengeburtstag im Stammsitz. Die Aufsichtsratssitzung im Firmensitz oder eine Party, der Anlass ist nebensächlich. Dann klingelt das Telefon. Es gibt eine Katastrophe. Entweder der Gesundheits- oder Geisteszustand von Vater Logan Roy verschlechtert sich. Im Unternehmen droht etwas öffentlich zu werden, das lieber verborgen blieb oder eine Firmenübernahme steht an und klappt nicht so wie sie soll. Dann versammeln sich alle in einem Zimmer der aktuellen Lokalität und es gibt Familienrat. Es folgt ein längeres Kammerspiel, in dem diskutiert wird, wer zu wem steht und wer welche Position einnimmt, wenn die Situation so oder so ausgeht. Das war es. Mehr haben die Drehbuchautoren nicht zu bieten. Die Figuren bleiben immer gleich. Wer zu Anfang der Serie psychisch labil war, bleibt es, wer einmal etwas vermasselt, vermasselt es immer.

Das Anschauen der Serie ermüdet irgendwann einfach und in der letzten Staffel wird es quälend. Denn eine Grundspannung, wie der übergeordnete Handlungsbogen ausgeht, ist schon da. Mit etwas mehr erzählerischer Variation in der Ausgestaltung der Nebenplots wäre es wirklich eine Serie geworden, die an die Sopranos und Breaking Bad heranreicht. So bleibt ein Hype, der vermutlich in einigen Monaten in Vergessenheit geraten wird.

Read more