Wie imperialistisch ist Russland

In der aktuellen Le Monde diplomatique vom 11.01.2024 fragt der Politologe Jules Sergei Fediunin sehr lesenswert danach, ob der Krieg Russlands in der Ukraine ein Ausdruck eines russischen Imperialismus ist. Die Kernthese des Textes ist, dass die die russische Föderation ebenso wie das russische Zarenreich und die Sovietunion in der Ausbildung eines Staatswesens zwischen zwei Polen bewegen. Erstens, einen Nationalstaat zu gründen, der die ethnische Mehrheit privilegiert, Zweitens einem imperialen Projekt, das die Dominanz über weiträumige Territorien und ethnisch wie kulturell diverse Volksgruppen anstrebt.

Grundsätzlich beruht das [Herrschaftssystem des Imperiums] auf der Unterscheidung und hierarchischen Abstufung zwischen den verschiedenen Völkern und Territorien innerhalb des beherrschten Territoriums. Wesentliche Voraussetzung eines Imperiums ist also eine hochgradige kulturelle, ethnische, geografische und/oder administrative Ausdifferenzierung zwischen dem Zentrum und seinen Rändern. [...] Wenn diese Differenzierung sich abschwächt oder ganz wegfällt, haben wir es nicht mehr mit einem Imperium zu tun, sondern mit einem Nationalstaat, der gewisse regionale Eigenheiten oder Formen des Föderalismus aufweisen kann.
Wie imperialistisch ist Putins Russland?
Aus Angst vor einer nachlassenden Unterstützung aus dem Westen beschwört die ukrainische Regierung einen „russischen Imperialismus“, der ganz Europa bedrohe. Ist ein solches Narrativ historisch berechtigt, oder schief?

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